22. August 2017

In der Gemeinde von Quinuacruz



Ende Juli füllte sich die Schule von Quinuacruz – in der Provinz Cajabamba – mit lebendiger Heiligkeit: die Kinder und ihre Lehrer hatte darum gebeten, ein all’pata paguikun zu feiern, das Opfer an die Erde.
Am frühen Morgen erklärte uns unser Kollege Alfredo den Wert und die Bedeutung dieser unserer alten Zeremonie, dass diese uns daran erinnert, woher jedes Lebensmittel kommt, das wir verzehren und lud uns ein, für diese wunderbaren Geschenke zu danken.
Die Kinder und ihre Eltern hatten Samen und Produkte ihrer Felder und ihres Anbaus gebracht: sie vollzogen ihre Opferdarbringung, gaben ihren Atem und ehrten de Berge, die Erde und die Verstorbenen.
Mit der Erinnerung, dass die Erde lebt und fühlt, schloss der Vormittag in der Schule von Quinuacruz, gefüllt mit Zeichnungen und Liedern, Geschichten und Bildern, und endete mit einem Gespräch und gemeinsamen Aufbau mit den Lehrern bezüglich der Techniken der Leseanregung.
Am Ende des Tages beleuchtete die warme Sonne noch mehr das intensive Grün, das die Schule und die Kinder von Quinuacruz umgibt. So hat ihre Bibliothek bereits eine Umgebung, in der alle sich begleiten, anregend, lesend.


In der Gemeinde von Pingo



Wir waren in Cajabamba und hatten die Freude, uns mit den LehrerInnen, den Führungskräften und den Schülern der Schule von Pingo zu treffen: dort befindet sich auch eine unserer Landbibliotheken.
Die Umarmungen der Kinder, das aufrichtige Lächeln und die Freude ihrer LehrerInnen war der schönste Empfang, den wir erfuhren und die angenehmen und farbigen Schulräume erinnerten uns daran, dass es ein Privileg und Stolz erfüllend ist, auf dem Land zu leben, es ist ein unermessliches Geschenk der Natur. Die Schule, umringt und beschützt von seinen Apus (Bergen) ist pure Sensibilität und Schönheit.
Uns erzählte Miguel Rodríguez, Lehrer der Schule, dass es die Kinder sind, die ihnen die Namen der heiligen Berge lehren, die Bedeutung der Campesino-Seele, der Farben der Berge, des Grün und der Felder, das Empfinden und die Sprache der Erde von Cajabamba.
Die lebhaften und begeisterten Kinder zeichneten, waren aufmerksam am Leseworkshop beteiligt und spielten freudig; die LehrerInnen erzählten uns von den verschiedenen Tätigkeiten, die rund um das Lesen stattfinden und wie es ihnen gelingt, die Kinder zum Lesen zu inspirieren.
Das Gespräch über das Lesen, das Lehren und die Empfindungen des Landes zwischen den LehrerInnen und Schülern dehnte sich über einen farbigen und lehrreichen Vormittag aus, an einem Ort, der dazu einlädt, immer wieder zu kommen.
Danke für das Zusammensein auf diesem Weg der Bücher, des Lesens und der Treffen!
 
 

„Wir sind fähig“ und „Sprichwörter“

Im Rahmen der Hauptversammlung des Netzes wurden unsere kürzlich erschienenen Bücher vorgestellt.
Unser Kollege Javier Huamán, Hauptkoordinator des Netzes, eröffnete die Veranstaltung. Die Vorstellung von „Wir sind fähig – Richtlinien für das Erkennen von Behinderungen“ übernahmen die Fachfrauen für Sonderpädagogik, María Trinidad Arana und Yenny Ugarte, sowie Rita Mocker, Verantwortliche des Gemeindeprogramms.
Für die Vorstellung von „Wasser, das du trinken sollst – Sprüche und Sprichwörter der mündlichen Überlieferung Cajamarcas“ war Nathalia Quintero zuständig, die den Kollegen Alfredo Mires, Direktor des Projektes der Enzyklopädie Camapesina einlud, über den Entstehungsprozess des Buches zu sprechen.
Lola Paredes war die Zeremonienmeisterin und animierte wie immer alle, gemeinsam zu lesen und das Lesen zu beleben.
 

Wir versammeln uns

Generalversammlung unseres Netzes, Juli 2017


Niemand weiß mehr als jeder andere
niemand ist mehr und niemand ist weniger:
alle lehren gemeinsam
alle lernen gemeinsam.
 
 

Monseñor José Dammert: Bildung und Bauernschaft


Während der Jahre 1962 bis 1992 war Monseñor José Dammert Bischof der Diözese Cajamarca. Er und sein Werk – fest verwurzelt in den Grundlagen der lateinamerikanischen Bischofskonferenzen von Medellín und Puebla, der Befreiungstheologie und der Möglichkeit für die Armen – kennzeichneten den Kurs der Katholischen Kirche in Cajamarca in diesen Zeiten.

In diesem religiösen, politischen und sozialen Kontext gründete der englische Pfarrer Juan Medcalf 1971 das Netz der Landbibliotheken. Einige Jahre später kam auch Alfredo Mires nach Cajamarca, um Teil der christlichen Gemeinde im Viertel Baños del Inca zu werden, gemeinsam mit Pater Juan und anderen Kollegen.

Im Jahr 1982 kehrte Juan Medcalf nach England zurück und Alfredo blieb mit der Verantwortung für das Netz zurück. Seitdem geht er an der Seite der Armen, teilt sein Leben und seine Schritte und ist Bindeglied und Vermittler zwischen Kulturen.

Dieses Jahr wäre Monseñor Dammert 100 Jahre alt geworden, ein grundlegender Anlass, um eine Ehrung zu veranstalten. Alfredo Mires war eingeladen, zu diesem Ereignis einen Vortrag mit dem Thema Bildung und Bauernschaft zu halten. Diejenigen, die an diesem meisterhaften Vortrag teilhaben konnten, sind schlichtweg beeindruckt von dem Ausmaß des Lebenswerkes von Dammert und seine Unterstützung und Hochachtung vor unserem Netz der Landbibliotheken.
Dankbar teilen wir hier mit euch einige Passagen dieses Vortrages:
“Mitte der 80er Jahre, als ich ihm erzählte, dass ich ein Buch über die mündlichen Überlieferungen Cajamarcas bezüglich der Entstehung Gottes, der Heiligen und ihrer Wunder in Arbeit hatte, war Dammert begeistert und begann ebenfalls, die Geschichten der Schüler seines Religionskurses zusammen zu suchen, den er während den Ferien im Abteilungsamt der Katholischen Erziehung gab.
Bei einer Gelegenheit, als wir die Texte durchsahen, legte er eine Art Beichte ab. Er erzählte mir, dass er einmal, während er bis zu einer weit entfernten Gemeinde ritt, auf einen Bergesgipfel kam und eine geordnete Steinansammlung seitlich des Weges sah. Er fragte den Bauern und gut ausgebildeten Religionslehrer, der ihn führte, was dies sei. Der Bauer sagte ihm, dies sei ein alter Volksglaube der Menschen, den nur Personen ohne christliche Schulung zu tun pflegten, indem sie eine „Steingabe“ auf diese Ansammlung hinterließen in Dankbarkeit an den Berg... Sie ritten still weiter, er voraus, als er – sich plötzlich umdrehend -  den selben Bauern sah, wie er andachtsvoll und heimlich seinen Stein als Opfer gab.
Es war wie ein Verstehen, dass das Herz sich nicht erziehen lässt...
Monseñor versteckte nie seine herzliche Sorge um die Würde der Ärmsten. Und dies war nicht nur Theorie: er besuchte sie, empfing sie, sorgte sich um sie... Seit bereits 25 Jahren lebt Dammert nicht mehr, aber dies bedeutet nicht, dass es keine Armen und Verarmung mehr gäbe: Arme gibt es weiterhin, aber es ist so, als wäre es  nun verboten, sie zu sehen. Es gibt ein hartnäckiges optisches Elend, das uns umwindet...  und vielleicht ist es sogar so, dass das Bewusstsein ebenfalls Opfer von ausbeutenden Privatisierungen ist.“

7. August 2017

Zeichen in der Enzyklopädie



Zwei Tage waren wir auf dem Treffen der Enzyklopädie Campesina versammelt, bei der fast alle Provinzen Cajamarcas und Huamachucos vertreten waren und feierten die Aufnahme der neuen KollegInnen.
Wir arbeiteten weiter an der Erstellung unseres cajamarquinischen Wörterbuches: es ist schön zu sehen, wie die Wörter und das Wissen fließen... Und die Debatte über den Weg, die Kritik an der aktuellen (politischen) Situation und die Gestaltung von Strategien, die es uns ermöglichen, die Schritte auszubauen, um uns den Weg zu stärken.
Unser Projekt erforscht weiterhin die verschiedenen Themen, die die Gemeinschaft ausgewählt hat und gleichzeitig befinden wir uns in der Bestimmung der Zeichen, die uns die Natur schon immer lehrt und die unsere Kultur geformt hat.
Es gibt so viel, um weiter zu lernen!