16. März 2015

Lesen vertreibt auch die Angst

Liebe KollegInnen unseres Netzes,

Hiermit grüße ich euch und gebe euch Bescheid, dass noch einige Ausweise für unsere Bibliothekare fehlen, da es in meiner Zone immer mehr Kinder von Bibliothekaren gibt, die Verantwortung für die Bibliotheken übernommen haben.
Außerdem brauchen wir einige Exemplare des “Ich bin das Notizbuch des ñaupa” und ein paar der Bücher “Die verzauberte Mühle und andere Geschichten”, um die Sammlungen in den acht Bibliotheken zu vervollständigen, für die ich zuständig bin.
Die Lektüre hilft uns weiterhin sehr, um mehr zu lernen und die Dinge deutlicher zu benennen. Manchmal erinnere ich mich daran, wie es früher mit mir war und mir fällt auf, dass ich damals große Angst hatte, wenn ich in die Stadt ging.
Als ich ein kleiner Junge war, ging meine Mutter in die Stadt, um ihre Meerschweinchen zu verkaufen und nahm mich mit, um ihr beim Zusammenrechnen der Kaufbeträge zu helfen, denn meine Mutter konnte nicht lesen.
Einmal schrien uns einige Polizisten an – “Wie heißt du? Antworte, verdammt!” – sagten sie zu uns, und seit diesem Vorfall hatte ich viel Angst; wenn ich in die Stadt ging, lief ich in den weniger belebten Straßen und wenn ich Polizisten sah, änderte ich meinen Weg, auch wenn daraus ein großer Umweg wurde.
Stellt euch vor, ohne dass wir gut Spanisch konnten, mit meiner kaputten Hose, meinem abgenutzten Hut, allesamt arm, und hatten so große Angst...
Aber durch das Lesen gelangten wir zu mehr Respekt.
Nun gehen wir aufrecht, ohne Angst. Niemand muss sich ducken. Wir wissen, was wir Wert sind. Und wir sind zusammen.
Es grüßt euch mit vielen Erinnerungen,
José Isabel Ayay Valdez,
Sektorkoordinator von Porcón

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