24. September 2014

„Politikos und Idiotikos“

Nun, da die Zeit der Wahlen ist und wir von der Propaganda übersättigt sind, haben uns Leserfreunde unseres Blogs gebeten – denen wir für ihr Interesse und ihre Präsenz danken –, mit diesem Beitrag etwas zu betonen.

Und hier ist er, etwas verändert in einem anderen Rahmen.

Ende Juni diesen Jahres (2011) gab unser Kollege Alfredo Mires Ortiz eine Konferenz mit dem Titel „Erziehen zum Skorpion“ im Rahmen des ersten internationalen und 9. Nationalen Kongresses der Interkulturellen bilingualen Erziehung „José María Arguedas“ in Cajamarca.
Hier ein Auszug, der ein deutliches Licht auf die neuerlichen Ereignisse in der Region wirft: „In der griechischen Antike legte man eine deutliche Differenzierung zwischen den Politikos und den Idiotikos fest.
Die Politikos entschieden sich buchstäblich für die Stadt und so für die ganze Gemeinschaft, also auch die kleinen souveränen Dörfer, die sogenannten pólis.
Dies waren Menschen, die sich um die Angelegenheiten des Staates sorgten und kümmerten und so entstand ein Konzept und eine Praxis der Demokratie wie eine Art politische Lehre, in der das Dorf an seiner Regierung teilnahm.
Aus diesem Grund musste, wer anstrebte, ein öffentliches Amt auszuüben, rein und unschuldig (im spanischen “cándido”)  sein: daher stammt das Wort “Kandidat”... (kein Kommentar dazu)
Und deshalb bedeutet bis heute im spanischen Wörterbuch das Wort “política” – in erster Linie – Höflichkeit, und später “Kunst, mit der man eine Angelegenheit leitet. Standpunkt oder Eingriff in die Angelegenheiten des Staates oder der öffentlichen Sache”.
Die Idiotikos hingegen waren jene, die sich nur um ihre privaten Interessen kümmerten. Das Wort idio bedeutet eigen. Die Idiotikos also waren nicht interessiert am Wohlergehen der anderen.
Wir werden weder in Details darüber gehen, auf welche Art und Weise man die Bedeutungen durcheinanderbrachte, noch auf die überspitzte Übereinstimmung der griechischen Geschichte mit einigen nationalen Zusammenhängen näher eingehen, aber es ist wohl wichtig zu verstehen, dass man eine öffentlichen Politik, deren primäres Interesse die dezente Hingabe an die Gemeinschaft ist, möglich machen kann.
Schon im 16. Jahrhundert wies Thomas Moro – welcher für das Aussprechen seiner Gedanken geköpft und 400 Jahre später heilig gesprochen wurde – in einer seiner Schriften darauf hin: “...dort, wo es Privateigentum gibt und wo jeder an seinem Geld gemessen wird, wird man es schwerlich erreichen, dass die öffentliche Sache mit Gerechtigkeit verwaltet wird und man in Wohlstand leben kann.”
 
Ich wähle, also bin ich...und dann höre ich erneut auf zu sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen