2. September 2015

Wanderungen in Yunchaco‏: Wenn du einen Kaffee trinkst…



(Notizen von Alfredo Mires; Besuch in der Zone Yunchaco, in der Provinz Cutervo. August 2015)

Eine Eingabe des Wortes “Kaffee” in den Suchoptionen des Internet und es erscheint die wunderschöne Bohne, die anregende Tasse, die Creme, die begeistert, das Aroma, das reizt; es erscheint der feine Gaumen, der genießt, der gedeckte Tisch, der inspiriert und sogar ein Plakat mit der Aufschrift: “Las penas con café son buenas” („Die Leiden mit Kaffee sind gut“, im Sinne von „mit Kaffee kann man die Leiden besser ertragen“).
Es erscheint jedoch nicht die Hand, die arbeitet, der Schweiß desjenigen, der düngt, der Hunger derer, die ihn anbauen, die Entbehrungen derer, die ihn ernten.
In Yunchaco, in Cujillo, in Quilucat, in San Pancho, in El Rollo, in Cunuat wird der Kaffee angebaut, aller Tiefe trotzend, an den Abgründen wurzelnd.
Während der Monate Februar bis Juni sind viele Gemeinden dieser Zone von der Außenwelt isoliert. „Wir mussten über sechs Stunden laufen und noch einmal so viel für den Rückweg – inmitten von Regenschauern und dabei befürchtend, von einem Erdrutsch mitgerissen zu werden – um ein wenig Salz, Zucker oder Streichhölzer zu kaufen…und die Preise stiegen über ein Drittel an, sodass wir uns kaum mehr etwas kaufen konnten. Wir litten Hunger“.

Überall sieht man riesige Stellen von Erdrutschen, die immer noch nicht enden. „Der Sturz nahm uns ganze Plantagen von Kaffee, Bananen und den Guabo-Bäumen, mit allem…“ sagt mir don Gilberto.
In diesem unserem Land, das für seine Gastronomie gepriesen wird und sogar einen „Tag des peruanischen Kaffees“ hat frage ich mich: wenn so, wie das Produkt geschätzt wird, auch der Erzeuger gesehen würde...
Ich frage mich, ob es in den hochgestochenen Zeremonien, in den Kaffeekranz-Gesprächen, in denen Theorien über die Probleme der Welt aufgestellt und diskutiert werden, möglich wäre, an diejenigen zu denken, die säen und sich dabei den Rücken ruinieren und den Stichen der plagenden Mosquitos und den giftigen Bissen der Uyuri-Schlange ausweichen …
Einmal, vor Jahren, wanderte ich gemeinsam mit Kollegen des Volkes Oromo, nahe der Provinz Kaffa in Äthiopien. Aus Kaffa kommt ursprünglich der Kaffee; daher auch sein Name. Aber Afrika ist ein Synonym für Hunger und maßlose Ungerechtigkeit, von der es im Namen der „Zivilisation“ bedroht wird.
In Lateinamerika ist vor allem Kolumbien bekannt für den Kaffee; aber auch hier wird nicht auf den großherzigen Bauern hingewiesen, der die Erde bearbeitet, ungeachtet seiner Leiden.
Es gibt eine Geschichte, deren Erinnerung entflieht, deren Erzählung sich unsichtbar macht, die das Hineindringen vermeidet.
Die Merkmale des Kaffees werden anhand seines Geschmacks und seiner Produktion gezeigt, aber nicht anhand derer, die ihn produzieren; es erscheint nicht Mexico de Zapata, Salvador de Romero, Guatemala de Rabinal…
Wenn wir nur mehr erwachen könnten, wenn wir eine Tasse Kaffee trinken…
 

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