31. März 2015

Die Landbibliotheken: 44. Jahrestag

Heute feiern wir 44 Jahre Bibliotecas.
Es wird weder eine Torte noch Pomp geben, kein Pergament und keine Schmeichelei.
Es wird Gebete geben, Umarmungen. Es wird Zuversicht und Wege geben.
Es wird uns geben.
Die Unentgeltlichkeit und die Dankbarkeit sind nicht verwandt: sie stehen jede für sich.
Wie schön ist es, uns nicht alleine zu wissen, wissend, dass wir zusammen sind, gehend!

Patrizia mit uns

Diesen Donnerstag kam – nach einer langen Reise von Rom bis nach Cajamarca – Patrizia Boncompagni, italienische Freiwillige bei uns an, welche ein Praktikum bei uns beginnt.
Wir kennen Patrizia seit letztem Jahr und sie zeigte seitdem großes Interesse am Engagement und der Arbeit unseres Netzes. Später musste sie für einige Zeit in ihre Heimat zurück, doch nun hat sie sich entschieden, nach Peru zurück zu kommen.
Der Wille ist eine spontane Kraft, die uns bewegt, nicht nur durch Zwang oder Pflicht, sondern durch die eigene Entscheidung.
Wir danken Patrizia dafür, diesem Willensimpuls des Lebensmutes gefolgt zu sein, ihrem Willen, hier zu sein und ihre Zeit, ihre Fähigkeiten und ihr Leben eine zeitlang mit uns zu teilen.

All’pata paguikun

„Die Erde lebt. Und weil sie lebt, empfindet sie; und weil sie empfindet, zieht sie groß.
Wissend und empfindend, danken und feiern wir…
Es ist ignorant, die Erde als Sache zu sehen. Es ist unnatürlich, das Leben als Objekt zu behandeln. Sich dem Unkultivierten überlegen zu fühlen, führt dazu, das Land, das uns ernährt, zu demütigen, zu verunreinigen, auszubeuten und zu zerstören. Und, letztendlich ist es nicht nur die Vision, die uns entgegentritt.
Wir verehren die Erde und dies ist eine Ehre: sie zu verachten ist eine Schande.
Wir haben eine Zeit erreicht/ leben in einer Zeit, in welcher der Schaden schon nicht mehr rückgängig zu machen ist, der der Natur angetan wurde, aber noch haben wir Zeit, uns aus unserem Schweigen zu erheben und die Plünderung zu stoppen. Um das gemeinschaftliche Leben zu feiern, um das Morgen wieder zu erbauen“.
So erklärten uns unsere Kollegen Alfredo Mires und José Isabel Ayay im Vorwort unseres neu erschienenen Buches: All’pata paguikun – Geschenk an die Erde.
“Das All’pata paguikun ist eine sehr alte Zeremonie, um unsere Liebe zur Erde darzubringen, zu unseren heiligen Bergen und unseren Verstorbenen”.
Dies ist die grundlegende Erklärung der Zeremonie, sowie, dass die Gebete sowohl in Spanisch als auch in Quechua gesprochen werden.
Bald werden wir das Tinku (Treffen) für die Veröffentlichung dieses Buches ankündigen.

Geliebtes (Kleidungs-) Stück

Bereits vor einiger Zeit kam Frau Gladys Mena mit einer Gruppe Freundinnen ins Haus der Landbibliotheken, um ihren kleinen “Co-Libris” (die Kinder, die beim Lese-Projekt Co-Libris teilnehmen) beim Lesen zu lauschen; dort erfuhren sie von der Arbeit unserer BibliothekarInnen und fragten uns schließlich, ob sie ihre Kleidung und ihre Zuneigung mit uns wie mit einer Familie teilen dürfen.

In vielen unserer Gemeinden, wie allgemein bekannt (und obwohl trotz der sichtbaren Armut in den Wirtschaftsstatistiken von Wachstum gesprochen wird), belastet nichts mehr als der Mangel an Solidarität, an Medizin oder eines Mantels. Unsere Ältesten auf dem Land lehren uns immer, zu geben ohne die Bitte, etwas dafür zurück zu bekommen und sagen uns auch, dass das, was man gibt, vervielfacht zurückkommt; wir wachsen auf, erfreuen uns am Wissen unserer Großeltern und es ist so, dass immer noch – trotz der ökonomischen Armut - der Wille überwiegt, die Fähigkeit, den Mitmenschen zu begleiten. Und unsere BibliothekarInnen beziehen die ganze Familie mit ein, um die Leser zu betreuen, ohne die Mühe zu scheuen, ohne Öffnungszeiten beachten und überhaupt eine Vergütung zu erwarten. Auch diese Mütter begleiten mit ihrer Großzügigkeit diesen Einsatz. Ihnen gilt unsere Anerkennung.
 
Habt ihr schon einmal daran gedacht, dass, wenn es das "Wir" nicht gäbe, es niemanden gäbe?

Die Enzyklopädie Campesina, ein gemeinsames Lernen

Die Kinder und das ganze Team der alternativen Campesina-Schule in Pomabamba gehen mit Vorfreude an die Herausforderung heran, am Projekt der Enzyklopädie des Netzes der Landbibliotheken teilzunehmen. Wir haben die Einladung von Alfredo Mires zur Bewahrung und Sammlung von Information angenommen. Für die alternative Campesina-Schule ist dieses Experiment ein gemeinsames Lernen, das uns anregt, als Gemeinschaft zu leben; unser kulturelles Erbe zu wahren , das uns die gemeinsame Geschichte hinterließ; Raum für Dialoge innerhalb der Familie zu fördern und das wichtigste: uns als Teil einer Geschichte zu verstehen, die sich mit der Zeit bildet.
Unsere Dankbarkeit für das Netz der Landbibliotheken und die Enzyklopädie, für ihre Anstrengungen, uns zu helfen, auf neue Art und Weise das gemeinsame Lernen zu nutzen.

16. März 2015

Lesen vertreibt auch die Angst

Liebe KollegInnen unseres Netzes,

Hiermit grüße ich euch und gebe euch Bescheid, dass noch einige Ausweise für unsere Bibliothekare fehlen, da es in meiner Zone immer mehr Kinder von Bibliothekaren gibt, die Verantwortung für die Bibliotheken übernommen haben.
Außerdem brauchen wir einige Exemplare des “Ich bin das Notizbuch des ñaupa” und ein paar der Bücher “Die verzauberte Mühle und andere Geschichten”, um die Sammlungen in den acht Bibliotheken zu vervollständigen, für die ich zuständig bin.
Die Lektüre hilft uns weiterhin sehr, um mehr zu lernen und die Dinge deutlicher zu benennen. Manchmal erinnere ich mich daran, wie es früher mit mir war und mir fällt auf, dass ich damals große Angst hatte, wenn ich in die Stadt ging.
Als ich ein kleiner Junge war, ging meine Mutter in die Stadt, um ihre Meerschweinchen zu verkaufen und nahm mich mit, um ihr beim Zusammenrechnen der Kaufbeträge zu helfen, denn meine Mutter konnte nicht lesen.
Einmal schrien uns einige Polizisten an – “Wie heißt du? Antworte, verdammt!” – sagten sie zu uns, und seit diesem Vorfall hatte ich viel Angst; wenn ich in die Stadt ging, lief ich in den weniger belebten Straßen und wenn ich Polizisten sah, änderte ich meinen Weg, auch wenn daraus ein großer Umweg wurde.
Stellt euch vor, ohne dass wir gut Spanisch konnten, mit meiner kaputten Hose, meinem abgenutzten Hut, allesamt arm, und hatten so große Angst...
Aber durch das Lesen gelangten wir zu mehr Respekt.
Nun gehen wir aufrecht, ohne Angst. Niemand muss sich ducken. Wir wissen, was wir Wert sind. Und wir sind zusammen.
Es grüßt euch mit vielen Erinnerungen,
José Isabel Ayay Valdez,
Sektorkoordinator von Porcón

13. März 2015

Kisten!

Eine der Schwierigkeiten, die wir regelmäßig in unseren Räumlichkeiten haben, ist die Lagerung und der Transport der Bücher. Deshalb bemühen wir uns jedes Jahr, Kartons in mittlerer Größe zu erhalten, um unsere “Schätze” aufzubewahren, aber es ist nicht immer einfach, welche zu finden, da einige Bibliotheken es vorziehen, die Schachteln zu verkaufen und den größtmöglichen Nutzen in Zeiten der Schulkampagne (Zeit, bevor nach den großen Ferien die Schule wieder beginnt und viel Schulmaterial gekauft wird) zu erzielen; andere schenken sie ihrem Kundenkreis oder nutzen diese zur Verpackung ihrer Ware.
Trotz allem gibt es immer jemanden, der sich entschließt, mit uns zu teilen.
Dieses Jahr begünstigte uns Familie Becerra mit der Spende vieler leerer Kartons und in diesen können wir unsere Bücher neu ordnen, lagern und an die verschiedenen Gemeinden senden, in denen wir (die Landbibliotheken) sind.
Wir schätzen die Achtung dieser Familie vor unserer Organisation und ihre Gabe sehr. Vielen Dank!

Koordinierungen

Seit einigen Jahren organisiert das Gemeindeprogramm gemeinsame Aktionen mit dem Zentrum der Sonder-Grundschulpädagogik (CREBE) in Cajamarca. Grundsätzlich unterstützen wir uns im Organisieren von Workshops und Kursen zur Sensibilisierung und Fortbildung der Inklusions-LehrerInnen in Cajamarca und in den verschiedenen Provinzhauptstädten.
Und so teilen wir Ideen, Träume, Visionen und nähren unsere Hoffnung einer besseren Welt für die Kinder mit Behinderung. Auch im Jahr 2015 sind wir weiterhin in Verbindung, um diese Aufgaben mit der bestmöglichen Professionalität durchzuführen.

“Geographie beginnt mit den Füßen”

Mit diesem Titel beschrieb Jon Osoro die Biografie seines Bruders David und mit dieser begannen wir– nach der Begrüßung, die unser Kollege Alfredo Mires gab – den Tinku (Treffen) für die Präsentation „Die Ernte rückt näher“.
Drei Diskussionsteilnehmer – bekannte Literaten und Freunde des Netzes – nahmen an der Präsentation teil.
Mónica Buse hob den Sinn der Freiheit und Zartheit heraus, welche in den Gedichten leben; Luzmán Salas machte einen Vergleich der Ereignisse bezogen auf den Dichter und Unabhängigkeitskämpfer Mariano Melgar; und Miguel Garnett betonte die Intensität des Lebens von David, welche in seinen Gedichten widergespiegelt wird.
Das Publikum nahm mit seinen Ansichten und Kommentaren teil und die Mitglieder des Netzes erzählten von der Zeit mit David, vom gegenseitigen Lernen und den gemeinsamen Träumen.
Zum Schluss las unser Kollege Manuel Angulo den Brief, den Kepa Osoro – Vater von David und ebenfalls unser Kollege – uns für dieses Treffen geschickte hatte: “Wir sind auf dem Weg, bestrebt, die unerträgliche Schlucht zu durchschreiten”, sagt er uns.
Wie zu all unseren Treffen hatten viele Teilnehmer etwas mitgebracht, um es am Ende an unserem Tisch mit allen zu teilen.
Und hier sind wir, feiernd mit David, mit allen, gemeinsam.
 
 
 

12. März 2015

Besuchen ist „gehen, um sich zu sehen“

In Zeiten des Internet, Skype und whatsApp, wo wir – virtuell – in jedem Moment in jedem beliebigen Teil der Welt und für jede beliebige Person präsent sein können, ohne wirklich anwesend zu sein, scheint es uns noch wichtiger, die Möglichkeit zu haben, uns gegenüber zu stehen und uns umarmen zu können.

Deshalb gefallen und animieren uns hier in den Landbibliotheken die Besuche. „Viso“ (italienisch) und „Visage“ (französisch) haben dieselbe Wurzel und beide Wörter bedeuten Gesicht/ Antlitz. Diese Möglichkeit, uns wirklich zu sehen, Angesicht zu Angesicht, hat gegenwärtig großen Wert.

Deshalb wollen wir die Bedeutung hervorheben, die der Besuch unserer Freundinnen Michaela Gerritzen und Evelyn Wagner der Kindernothilfe, Deutschland, und Carmen Aleman de Aportes, Lima, hatte, welche wegen des Gemeindeprogramms kamen.

Am ersten Tag des Besuchs fuhren wir mit unserer Koordinatorin Silvia Pajares aufs Land in die Zone von San Marco und schauten bei einigen der Kinder mit Behinderung und ihren Familien vorbei.
Am darauffolgenden Tag hatten wir die Möglichkeit, uns im Zentralbüro zu versammeln, um gemeinsam die Arbeit des Gemeindeprogramms anzusehen, es entstanden aber auch viele neue Ideen für zukünftige Projekte.
Wir bedanken uns herzlich für diesen Besuch und die Möglichkeit für Austauch und Gespräch.

11. März 2015

Lesend

Die Lehrer sollten ihr Wissen gut und loyal durch Bücher an die Schüler weitergeben.
Alfons X. Der Weise