24. Dezember 2016

Danke


Verschone mich mit der Weisheit, die nicht weint,
mit der Philosophie, die nicht lacht und mit der Größe,
die sich nicht vor Kindern verneigt.
Kahlil Gibran

Mit brüderlich/schwesterlichen Umarmungen

Die Erde erzählt


Unser Freund Daniel Canosa, argentinischer Bibliothekar und Mitglied von El Orejiverde – Zeitung der indigenen Völker - , hat eine Anmerkung erstellt zum Vortrag unseres Kollegen Alfredo Mires Ortiz, gegeben in Medellín anlässlich der Herausgabe des städtischen Lehrplans des Lesens, Schreibens und Sprechens 2016 – 2020:
http://www.elorejiverde.com/el-don-de-la-palabra/2129-lo-que-la-tierra-cuenta

Über den Link kann man auch zum vollständigen Vortragstext gelangen.

Danke Daniel, für das Begleiten dieser Schritte mit  solcher Großherzigkeit und Innigkeit.

Gemeinschaft und Territorium

Während der Vorbereitung der Versammlung des Netzes hatten wir das Treffen der Enzyklopädie Campesina, ein Treffen, auf dem das Koordinatoren-Team (Gemeindemitglieder, LehrerInnen, Studierende, alles Ehrenamtliche) die Bewahrungen, auf dem Land durchgeführt, präsentiert, gemäß der Themen, die wir gemeinsam entschieden haben zu erforschen. Nun sind wir bereits beinahe am Abschluss der Sammlung der eigenen Worte und ihrer Bedeutungen angelangt, die so viele Jahr von uns getragen wurde. Und wir gehen das Thema der Gemeinschaft und Territorium an in dem Drang, unsere eigenen Wurzeln begrifflich wieder kennenzulernen in Hinblick auf diese bedeutsamen Themen.

Uns bleibt immer noch viel Weg zu gehen!

Wir gehen weiter


Mitte Dezember hatten wir unsere Generalsversammlung des Netzes, ein Höhepunkt unserer Organisation, um uns zu treffen, zu evaluieren, zu planen und den Lebensmut zu beleben, um weiter zu gehen. Neue Herausforderungen zeigten sich uns: mit dem Hintergrund des „sehr geringen Lesens“ im Land und mit einem großen Wachstum an Unverschämtheit und Korruption (vor allem innerhalb derer, die bezahlt werden, um im Dienst der Nation zu arbeiten) gehen die Gemeinden weiter auf der Suche und der Anstrengung, um nicht unterzugehen.

Viele Gemeinden in der Gegend der Provinz Celendín erbitten eine eigene Landbibliothek... Und aus Pión – einen Tag der Busreise, den anderen Tag zu Fuß – erreichte uns don Jesús Quispe, der sich dazu noch in Behandlung einer Chemotherapie befindet, animiert, die Bibliotheken in seinem Sektor wiederaufzunehmen. Einige der Teilnehmer haben ihre Aussaaten verloren und andere waren sehr betroffen von den Waldbränden in der Gegend... aber hier sind wir.

BibliothekarInnen, KoordinatorInnen, LeserInnen und sogar die Enkelin eines Bewohners nahmen teil an der Versammlung, belebt und belebend, weiter diesen Weg zu gehen.

Wie hingegeben ist dieser Wille und wie leitet uns dieses Gehen!

Cajamarca mit Schnee




In diesen Wochen reiste ich bis in den Norden, um die Kinder mit Behinderung des Gemeindeprogramms zu besuchen.
In Cajamarca haben wir in diesen Monaten eine harte Zeit erlebt mit großer Trockenheit, Waldbränden und extremem Wassermangel. Sehr viele Saaten und Samen sind verloren und viele Menschen wissen bereits nicht mehr, mit was sie ihre Töpfe und Mägen füllen sollen. Es ist eine sehr besorgniserregende Situation für uns alle.
Obwohl es nun bereits zu regnen begonnen hat, haben viele nun keine Samen mehr oder müssen neue kaufen, verschulden sich, ohne zu wissen, ob sie wirklich soviel Ernte haben, die es ihnen erlaubt, diese Schulden zurückzuzahlen.
Für meinen Teil war ich also vorbereitet, Höfe mit vertrockendem Mais und Bäume zu sehen, dazu noch von Waldbränden beschädigt, magere Tiere durch Wasser- und Grasmangel. Auch hatte ich von den Menschen auf der Hochebene gehört, dass es gehagelt hatte und es Frost gegeben hätte und ich stellte mir das Land vor, bedeckt mit Hagelkörnern oder mit dem Raureif am Morgen. Aber was ich dann in Wirklichkeit sah, war Schnee.
Ich wurde geboren und bin aufgewachsen in kalten deutschen Gebieten, das rief ein Gefühlschaos hervor. Ich spürte großes Heimweh, aber auch ein Schütteln, wenn ich mir die Menschen und ihre Tiere hier vorstelle ohne schützenden Unterstand oder Ställe, ohne schützende Kleidung, ohne sich bewegen zu können, um den Körper aufzuwärmen – da dachte ich an einige Kinder des Gemeindeprogramms -, ohne genügend Nahrung oder Feuerholz, um ein warmes Getränk zuzubereiten. Und ohne eine Regierung, die in diesen Situationen versorgt und unterstützt.
Dies wird ein Grund sein, uns mehr zu vereinen, mehr zu lernen und uns besser vorzubereiten... weil niemand weiß, was auf uns zukommt.
Rita Mocker
Verantwortliche des Gemeindeprogramms

Auf unsere Weise

Mitte November fand das jährliche Evaluations- und Planungstreffen des Gemeindeprogramms statt.
Während vieler Jahre wurde dieser Revisionsprozess von „Fachfrauen und –männern“ begleitet, vorgeschlagen vom Verband, der die Arbeit des Gemeindeprogramms unterstützt, aber seit einem Jahr liegt es wieder in unserer Hand, diese Evaluation durchzuführen.
Wir haben hart und intensiv während dieses Treffens gearbeitet, aber es war eine sehr freundschaftlich-vereinte Stimmung spürbar. Es war viel Aufrichtigkeit und Offenheit erlebbar bei der Untersuchung unserer Fehler, große Bereitwilligkeit, etwas zu verbessern und weiter zu wachsen, große Nähe, die anderen zu unterstützen, große Innigkeit, noch mehr in die Tätigkeiten mit den Kindern mit Behinderung zu geben, große Kritikalität und große Freude, unsere Fehler zu korrigieren.
Die Möglichkeit, uns gegenseitig mit unseren eigenen Augen zu betrachten, auf unsere eigene Art und Weise, öffnete uns auch die Türen für noch größere Ehrlichkeit und Authentizität. Großen Dank an alle Teilnehmer für diese wunderbare Erfahrung.

Wenn es schon nicht gelingt, dass die Einen die Anderen lieben. Warum probieren wir nicht, dass die Anderen die Einen lieben? (argentinische Comicfigur "Mafalda")

5. Dezember 2016

Versammlung

Seit ihr damit einverstanden?
Dass sie nicht den Himmel beflecken
Dass sie nicht den Fluss vergiften
Dass sie nicht die Erde verschmutzen.


Lúcuma, zartes Tal
Goldenes Land des Weizen

Gladiole der Schlucht
Kommt und singt mit mir.

A. Mires, “Atmen”

Mit den Studierenden des Studiengangs Bibliothekswesen und Archiv der UdeA


Vor längerer Zeit äußerten die Studierenden des Studiengangs Bibliothekswesen und Archiv – der Universität in Antioquia - , vereint in einem Ort der Forschung, Interesse an der ländlichen Welt; viele bemerkten ihre Campesino-Wurzeln oder die ihrer Eltern; andere, müde vom leeren Sinn des städtischen Lebens in Medellín, strebten nach einem Kennenlernen des Wissens, das vergessene oder unsichtbare Orakel der Natur.


Wir begannen also, Workshops einzurichten, soziale Kartographen, Lesetexte über das Ländliche: von dort lenkten wir unseren Blick auf Cajamarca, auf Máxima Acuña, auf die Campesinos: Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche; auf ihr Netz der Landbibliotheken und mit diesem auf Alfredo Mires Ortiz, der Mann, der die Stimme der Bewohner Cajamarcas trägt und belebt, jenen, die wir kennenlernen und von denen wir lernen möchten.
Wir begannen, einen Traum zu hegen: Cajamarca und seinen Landbibliotheken näher zu kommen. Und ein Teil dieses Traums erfüllte sich, als die Studierenden am 28. November 2016 in der Universität in Antioquia Alfredo erleben konnten.
Er lehrte und zeigte uns, wie, durch wen und wozu die Arbeit des Netzes der Landbibliotheken durchgeführt wird; die Arbeit der Sammlung der mündlichen Überlieferung in den Gemeinden; das Lesen, die Bücher und das Papier im cajamarquinischen Umfeld; die solidarische und gemeinschaftliche Arbeit, die sich an ihren menschlichen Prinzipien orientiert.
Für Alfredo eine Umarmung des Dankes für das Verbinden mit uns durch die Stimmen der Campesinos aus Cajamarca mit dem Kosmos: wie er sagt „von allen, mit Allem, zwischen allen, für Alle“.
Eine riesige Umarmung an alle cajamarquinischen KollegInnen
Nathalia Quintero Castro
EIB – UdeA

Medellin: der städtische Lehrplan des Lesens, Schreibens und Sprechens



Medellin in Kolumbien nahm sich die Zeit, seinen Lehrplan zum Lesen neu auszuarbeiten: es dauerte fast zwei Jahre der Beratschlagung in vereinter Arbeit zwischen Akademie, dem Bürgertum und dem Sekretariat der Stadtkultur. Zwei Forschungsgruppen der Universität in Antioquia begleiteten diesen Prozess.
Heute besitzt Medellin einen ausgezeichneten Lehrplan des Lesens, Schreibens und Sprechens 2016 – 2020, und macht sich damit auf den Weg, eine Stadt der Leser zu werden, von Aktionen, die das Buch fördern und das Lesen der Stadtbewohner unterstützen.
„An der Auswertung und Formulierung dieses Lehrplans teilzunehmen, hat in uns die Überzeugung gestärkt, dass es möglich ist, dass die Bewohner über das Lesen, Schreiben und Sprechen eine Kultur des Fortschritts, der Gerechtigkeit und des Friedens erbauen“, signalisierte die Direktorin der Forschungsgruppe Didaktik und neue Technologien, Doris Ramírez.
Die Übergabe des neuen Planes an die Gemeinde fand im Laufe dieser Tage statt und in diesem Zuge verwirklichte das Bürgermeisteramt zwei Veranstaltungen: einen Vortrag über Lesen, Schreiben und Sprechen, gehalten von unserem Kollegen Alfredo Mires Ortiz, am Montag, 28.11. und die Vorstellung des Planes am Dienstag, 29.11.

Informationen bezüglich  dieses beispielhaften Prozesses können unter folgendem Link eingesehen werden:

Es sprudelt weiter...

Die verbesserte Edition unserer Serie „...und andere Geschichten“ der Sammlung der Campesino-Bibliothek verfolgt weiter ihren Weg...

Es geht langsam aber sicher voran. Und hoffentlich bald haben wir die 20 gedruckten Hefte und gehen weiter.

César Eladio: die Bereitschaft zum Laufen

Ich komme aus der Gemeinde Yuanchaco im Distrikt Cujillo in der Provinz Cutervo.
Mein Name ist Cesar Eladio Burga Bustamante.
Lesen bedeutet für mich, mehr zu lernen, viele andere Dinge kennenzulernen, die wir nicht kennen. So lernt man durch das Medium des Buches viele Sachen kennen, obwohl man die anderen Orte nicht sieht. Auch hat es eine Bedeutung, dass wir mit anderen teilen. Zum Beispiel: wir lesen ein Buch und andere hören zu und schon dabei lernen wir viele  Dinge, wir lernen, unsere Rechte zu verteidigen, Rechtsverpflichtungen der Bürger etc.
Ich bin bereits seit zehn Jahre bei den Landbibliotheken, aber für mich bedeutete dies eine große Veränderung. Viele Dinge wurden geregelt. Durch das Sammeln dessen, was bereits von den Ältesten vergessen wird, wie den Geschichten, holten wir diese zurück. Und wir haben auch gelernt, von den Ämtern und Behörden ihre Pflichten zu fordern.
Um weiterhin die Bedingungen in unseren Landbibliotheken zu verbessern wäre es gut, mehr Lesekreise zu haben und die gegenseitigen Besuche zu verstärken, damit man sich in dieser Form mit den KollegInnen auf dem Land trifft. Und außerdem auch die Zeit haben oder über unsere Zeit verfügen, aus unseren Gemeinden zu gehen, die Bereitschaft zum Laufen zu haben.

Endlich erschien der Regen!

Freunde,
auch wenn sie euch schlagen,
verliert ihr nie den Glauben;
obwohl schmutzige Tage kommen werden,
verliert ihr nie den Glauben,
obwohl ich selbst euch auf Knien bat,
glaubt ihr mir nicht,
liebt das Leben,
behütet den Tau,
damit die Blumen
nicht unter den schrecklichen Nächten leiden, die kommen!
Seid glücklich, ich bitte euch,
kommt aus den düsteren Zimmern,
seid glücklich, damit ich nicht sterbe...
enthauptet die Traurigkeit,
singt gegenüber dem Meer.
Gebt mir die Hand, Freunde,
ich liebe die hagere Erde
die mir weiterhin hinkend in die Verbannung folgt.
Ich kann nur singen, aber ich liebe dich;
auch die Dämmerung wird errichtet aus Liedern!
Ein großer Wind erhebt sich.
Es gibt allzu viel Schmerz.
Ein großer Wind erhebt sich.
Ich habe fremde Flüsse erglühen sehen.

Manuel Scorza

„Stimmen der Zeit“ auf chinesisch

Im Jahr 2003 beendete Eduardo Galeano sein Buch “Stimmen der Zeit” und bat uns, dieses mit der alten cajamarquinischen Ikonografie zu illustrieren, die unser Kollege Alfredo beständig sammelt und publiziert. Und so erschien dieses schöne Buch, das später in verschiedene Sprachen übersetzt wurde.
Durch dieses Kommen und Gehen der Wörter und Verbindungen nahm Mengye Han – die Übersetzerin ins Chinesische – vor einigen Jahren Kontakt mit Alfredo auf. Und dieses außergewöhnliche Sprudeln von Geschichten und Stimmen, wie nur Eduardo es verstand auszudrücken, erschien im vergangenen Jahr.
Mengye ließ uns großherzig das Buch zukommen, das wie eine Huldigung an Eduardo ist wie sie sagt: „Er wird von uns immer geliebt werden!“.
Danke Mengye.