17. Juli 2018

Den ursprünglichen Stimmen lauschen



Die zum Netz der Landbibliotheken zugehörigen Familien trinken von der Weisheit der Andinen-Kultur, der Weltanschauung, die eine inwendige und sensitive Erfahrung mit der Natur beinhaltet. Daher ist die Erziehung und Pflege von all dem, was es gibt, alltägliche Praxis in den Gemeinden auf dem Land;  es handelt sich um eine liebevolle Beziehung zur Welt, bzw. zu den Welten: der Welt von hier, der innerlichen, der von oben und der von dort.
Diese Erweiterung des Lebensraums erlaubt die ehrfürchtige, rituelle Haltung und das volle Gespräch mit anderen Wesen, da man nicht nur die menschliche Gemeinschaft kennt: man weiß von den Pflanzen, den Wolken, den apus (heiligen Bergen), dem eigenen Feld, den Seen, den Flüssen, allen Menschen dieser Welten, die die Urkultur der Anden bilden.
Diese leben, sprechen und lernen von der authentischen Herkunft mit ihr; Pachamama (Mutter Erde) ist in allem, was existiert, in dem, was wir sehen und was wir nicht sehen können, in dem, was wir teilen und unterstützen, denn wir sind alle Erde wir sind alle Gemeinschaft.
So ist das Misshandeln, Ausbeuten, Verschmutzen und Kontaminieren der Erde die größte Beleidigung, die wir der Natur antun.
Den Stimmen der Andinen-Kultur zu lauschen erlaubt uns, uns wieder einzustimmen auf die Stimmen der Pflanzen, auf den Klang und die Bedeutung der Winde und des Regens, auf die Lieder, die das Gemeinschaftsleben hervorbringt, auf das einfache und volle Leben; das vielfältige, vielschichtige und glückliche Leben der Menschen auf dem Land.
 
 

Lesebilanzen

Die Geschichten, die Leser und die Formen, auf dem Land zu lesen, zeigen uns weiterhin die Dynamik, die die Brust des Netzes der Landbibliotheken Cajamarcas belebt.

So wie unser Kollege Alfredo Mires Ortiz sagt: „Das Lesen ist weder eine akademische Übung, noch geht es darum, eine Bewertung zu bekommen: Lesen heißt, die Fähigkeit zu wecken, die Welt zu lesen und, durch dieses Lesen, die Bücher zu lesen“.

Neben dem Lesen, das die Bauern Cajamarcas in der Natur praktizieren, gibt es das Lesen in den Büchern. Wir möchten Fernando Alexis, 11 Jahre, aus der Provinz Chota hervorheben, der einer der eifrigsten Leser in der Landbibliothek seiner Gemeinde ist.

Wenn das Lesen, wie uns Alfredo lehrt, „eine konstante Leidenschaft“ sein sollte, bezeugen dies die

Landbibliotheken der Provinzen Hualgayoc und Cutervo, unter deren konstanten Lesern sich Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 18 Jahren befinden und auch eine größere Anzahl Menschen zwischen 19 und 35 Jahren.

Die Familie Cieza in Hualgayoc  sticht durch die Anzahl der Bücher heraus, die sie ausleiht und liest. Don Anaximandro Velarde, Bibliothekar seiner Gemeinde, zeichnet sich dadurch aus, dass er ein unermüdlicher Leser ist.

Auf der anderen Seite registriert einer der Sektoren der Provinz Contumazá eine bedeutende Anzahl von Lesern ab 61 Jahren.

Diese Nachrichten ermutigen uns, die Lesepraktiken auf dem Land weiter zu fördern; Danke an unsere Bibliothekare und Koordinatoren, Männer und Frauen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die den Büchertausch, die Lesekreise und das „nährende“ Lesen, das uns dazu führt, „unsere eigene Realität zu lesen, das, was wir wissen, in den Dienst unseres Volkes zu geben und bescheiden zu sein“. Das Lesen soll „eine Erklärung der Freiheit sein, um zu wachsen, um eine bessere Welt zu denken“.

Gedanken und Krawatten

Vor ein paar Tagen erschien diese Nachricht in den Medien:

„Wissenschaftler enthüllen die negativen Auswirkungen, die der Gebrauch einer Krawatte auf das Gehirn verursacht.

Eine Gruppe deutscher Wissenschaftler fand heraus, dass eng anliegende Krawatten den Blutfluss ins Gehirn reduzieren, indem die Halsvenen platt gedrückt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Zeitschrift Neuroradiology veröffentlicht. Robin Lüddecke aus der Universitätsklinik Schleswig-Holstein in Deutschland und seine Kollegen scannten die Gehirne von 15 jungen gesunden Männern vor und nach dem Anziehen einer Krawatte.

Jeder Teilnehmer bekam die Anweisung, einen Windsorknoten zu binden und ihn bis zu einer leichten Unbequemlichkeit zusammenzuziehen. Gleich nachdem die Männer die Krawatten verengt hatten, fiel das Blut in ihren Gehirnen um durchschnittlich 7,5%. Es wurden keine Veränderungen des Blutflusses beobachtet, als das Experiment mit 15 Männern wiederholt wurde, die keine Krawatten anzogen.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Verwendung einer Krawatte die Venen im Nacken komprimiert, das Blut in den Schädel drückt und einen Druckaufbau verursacht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser zusätzliche Druck die Blutgefäße des Gehirns verkleinert und den Blutfluss reduziert, sagt Lüddecke“.

Jetzt versteht man einige Anekdoten besser... 

 

" Meine gemusterte Krawatte ...Was zum Teufel macht sie hier?"

 

"Tss...! Unglaublich!"

 

"Hast du keine Schlange gesehen, die hier in der Nähe war?"

Heart Links in Cajamarca

Jedes Jahr besucht uns eine Gruppe der Freunde von Heart Links – Herzensverbindungen, einer geschwisterlichen Organisation mit dem Sitz in London, Ontario, Kanada. Sie arbeiten seit über 20 Jahren durch Freundschaft und Unterstützung, auch mit dem Netz der Landbibliotheken.
Jedes Jahr organisieren sie eine solidarische Reise nach Peru, um den kanadischen Einwohnern die Möglichkeit eines Besuchs, eines Kennenlernens und Teilnehmens mit peruanischen Vereinen und Freunden anzubieten, und besser unsere Realität zu verstehen. Auf diese Weise versuchen sie, nach der Rückkehr nach Kanada mit der Unterstützung der Reiseteilnehmer das Bewusstsein in Kanada für  die soziale, politische und Umweltproblematik in Peru zu erhöhen.
Im  Juni bekamen wir erneut Besuch einiger Freunde von Heart Links. Cecilia, Janet, Julia, Melissa und Sheila erzählten uns etwas über die Situation in Kanada, hörten unseren Berichten über die Tätigkeiten in Bibliotecas zu, unterstützten uns bei der Vorbereitung der Bücher zum Tausch im Netz, lernten einige Orte Cajamarcas kennen, teilten das Essen, Lieder und Gespräche mit uns.
Dieses fruchtbare Teilen belebt immer.