22. Oktober 2018

In unseren 13!

Wir beleben uns.
Bis vor einiger Zeit – und viele Jahre lang – waren wir nur in zehn der 13 Provinzen Cajamarcas präsent, bis sie in Santa Cruz und Jaén den Mut fassten, ihre Bibliotheken zu gründen. Später öffneten zehn Bibliotheken in Huamachuco – das zum Bezirk von La Libertad gehört -, impulsiert von unseren Kollegen vom Amigo-Projekt. Und nun hat vor kurzem der Lebensmut von der Lehrerin Sara Moreno die Eröffnung einer Landbibliothek in der nördlichen Provinz San Ignacio ermöglicht.
Im Dörfchen Cruce Naranjos im Distrikt Huarango befindet sich bereits eine Landbibliothek in der Schule 16643 San Pedro. Die Bibliothekarin ist die Lehrerin Olga Mego und sie ist seit dem 20. August tätig.
Welch weitere angenehme Nachricht für diesen Traum, der sich vertieft und erweitert!

Monseñor Romero: “Die Herausforderung,weiter zu leben”

Diesen 14. Oktober 2018 wurde Monseñor Oscar Arnulfp Romero heilig gesprochen. Romero wurde wegen seinem Engagement für die Armen am 24. März 1980, während er eine Messe hielt, in San Salvador ermordet.
Unser Kollege Alfredo Mires war Mitte der 90er Jahre in El Salvador und veröffentlichte nach seiner Rückkehr „Die Herausforderung, weiter zu leben: Beschreibung der Wanderungen in Guatemala und El Salvador“.
Das Buch beginnt mit zwei Texten von Monseñor Romero, in Form von Inschriften:
„Eine Umstrukturierung unseres Wirtschafts- und Sozialsystems ist notwendig, da wir diesem Götzendienst des Privateigentums keine Absolution erteilen können“.
„Es ist immer noch Zeit, die Ringe abzunehmen, damit sie nicht ihre Hände entfernen“.
Wir teilen hier einen kleinen Auszug aus „San Romero de América“:
„Gott,
wenn du El Salvador rettest,
rette nicht die, die, als sie töteten,
Gefallen daran fanden.
Den grausamen Attentäter
Den Plünderer der Armen
Den Vergewaltiger des Schweines,
verurteile sie,
Gott.
Ich will nicht das Grab von Monseñor Romero vergessen, auch nicht den Ort, an dem ihn die Mörder töteten, die frei herumlaufen und diejenigen, die es sahen, eingesperrt sind.
In dem Raum, aus welchem sie die sechs Jesuiten der katholischen Universität zerrten, um sie aus nächster Nähe zu erschießen, hat ein Bild von Monseñor das Glas zerbrochen durch die Flammen des Flammenwerfers, mit dem sie versuchten, sein Andenken zu töten und es nur schafften, die Erinnerung an ihn anzufachen.
Und auf einem anderen Bild hat er eine weitere Kugel in der Brust, denn die, die ihn getötet haben, müssen nachts träumen und vielleicht sind sie immer noch nicht überzeugt davon, dass er tot ist. Vielleicht glaubten sie, durch das Töten eines Mannes könnten sie seine Träume vernichten.
Ich möchte weder die dunkle Ecke der Sakristei vergessen, in der Romero lebte, diese Art Heiliger mit dem Geruch einer Stadt, noch seine zerrissenen Kleider, sein vergossenes Blut. El Salvador hat so viel Schmerz, dass ich nicht weiß, wo er noch hineinpasst“.

Gerätehaus

Das Haus des Netzes der Landbibliotheken Cajamarcas ist ein Beispiel an gemeinschaftlicher Arbeit. Bei seiner Erbauung gab es diejenigen, die die Möglichkeit hatten, vom Fundament erstellen bis zum Hochziehen der Wände und Decken zu lernen; Andere lernten am Polieren der Wände, am Malen mit dem Malerpinsel, am Erstellen von Elektrik-Installationen, am Ergreifen eines Besens oder Pinsels, am Platzieren eines Plakats, an der Pflege der Pflanzen, des Wassers... und vor allem, die Schönheit der Erbauung unserer selbst in der Verbindung zu teilen.
Hier im Haus hören wir immer, dass „wir klein bauen möchten, was wir auf große Weise erreichen möchten“.
Deshalb begrüßen wir die Unterstützung derjenigen, die diese Bemühungen des ständigen Aufbaus begleiten.
Nun ordnen wir immer wieder unser Gerätehaus, legen jedes Ding an seinen Platz und versuchen, uns im Raum zu organisieren. Auch so lernen wir und bilden uns.

Pressemitteilungen

Hier teilen wir zwei Meldungen, erschienen in den Zeitungen „La Crónica“ aus Quindío, Kolumbien und „El Tiempo“ aus Cuenca, Ecuador, die über die Veranstaltungen der Bibliotheken und interkultureller Vielfalt berichten, in der die Stimme unseres Netzwerkes durch unseren Kollegen Alfredo vertreten war:
 
"Ich habe Phantasie, nicht wahr? Ich kann mir vorstellen, dass die Zeitung mir die Nachrichten bringt, die mir Freude an der Welt, der Politik, den Süßigkeiten und der Regierung und alle dem bereitet."

6. Oktober 2018

Nationalkongress der öffentlichen Bibliotheken in Bogotá

Vom 17. – 21. September fand in Bogotá, Kolumbien, der 4. Nationalkongress der öffentlichen Bibliotheken statt.
Unser Kollege Alfredo Mires Ortiz war eingeladen, um den Anfangsvortrag zu halten und Versammlungen und Workshops abzuhalten.
Es kamen mehr als 1300 Teilnehmer, die mit den öffentlichen Bibliotheken in allen Ecken dieses Landes verbunden sind.
Der Vortrag mit dem Titel „Von Bibliothekaren: Bücher, Lesen und der Gemeinschaftsprozess“, hinterließ tiefgehende Gedanken beim anwesenden Publikum.
Alfredo referierte über die Katastrophen, die heute, so sagt er, „zu einer zusammengefasst werden können: auf der einen Seite das, was wir als umweltbedingten Klimawandel bezeichnen können und auf der anderen Seite ein schrecklicher mentaler Klimawandel“; „Nicht nur der Baum ist es, der fällt - sagt er - , sondern die Seele, die zusammenbricht; nicht nur der Wald brennt, sondern auch das Gemüt verliert den Verstand; nicht nur der Fluss ist kontaminiert, sondern auch der Traum ist verstümmelt“.
Er rief dazu auf, die Herausforderung anzunehmen, „den Grund gründlich zu überprüfen, um den Wahnsinn der Zerstörung und Gewalt zu verwandeln, inmitten des Wahnsinns die Welt neu zu lesen und sie zu umarmen. An die Seltenheit des Unmöglichen zu glauben und an die Fähigkeit, uns in die Haut des Anderen zu versetzen“.
Er machte wichtige Aufforderungen von verschiedenen Seiten für unterschiedliche Zielgruppen: er sprach mit Beamten, mit denen, die Bibliotheken leiten und mit denen, die Tag für Tag in ihnen arbeiten; mit denen, die lesen und mit denjenigen, die sie dazu ermutigen; er fragte danach, was geschätzt wird, was geglaubt wird, sprach und fragte die Vergesslichen und Kolonialisierten; die Unterwürfigen und Unkritischen.
Er erkundigte sich nach den „Prinzipien, die wir in unserer Tätigkeit hervorrufen“ und fragte: „Welche Rolle spielt die öffentliche Bibliothek bei den Menschen? Mit wem ist Ihre Verpflichtung verbunden: mit dem Gebäude oder mit der Gemeinde, in der sich das Gebäude befindet? Anders ausgedrückt: Ist Ihre Verpflichtung verbunden mit dem Raum des Gebäudes oder mit der Erbauung des Raumes? Und wenn dies so ist, kennt der Bibliothekar die Menschen und die Bedürfnisse seiner Gemeinde oder sind wir nur Zollbeamte der Information und des Wissens? Wie heißt Ihr Verspechen mit der eigenen Kultur? Kurz gesagt, warum und wozu tun wir das, was wir tun?
Ohne Vorbehalte erwähnte er die Tricks des vorherrschenden Systems: „Weil die hegemoniale Kraft auch dafür verantwortlich ist, uns in der Wiege des Vergessens zu schaukeln und die Spuren der Erinnerung auszulöschen. Ein Beweis dafür könnte die Geschichte sein, die wir durch unsere Bibliotheken befreien: allein die Tatsache, dass die Subjekte nie als Autoren agieren, zeigt die politische Manipulation der Vergangenheit, besonders auf unserem Kontinent, wo der Kolonialismus seit mehr als 500 Jahren verschiedene Formen des Despotismus hervorbringt“.
Alfredo versäumte es nicht, seine weisen Lehrer wie don Antonio Vílchez und Mama Santos zu erwähnen.
Er sprach von der Wichtigkeit, Verbindungen zu suchen und wiederherzustellen: „Das Mark der Völker zu erkennen und zu unterscheiden, könnte uns aufwecken; und das Wiederverbinden der Knochen der Heimaterde ist lebensnotwendig, um mit dem Gehen zu beginnen“.
Er teilte seine geniale Idee über die Bibliothekare: „Er, der Bücher macht und eine Quelle liest, die so energetisch und angenehm ist, das sie einen Duft verbreitet und diejenigen anzieht, die sich selbst ernähren wollen, um weiterzufliegen. (...) Die Leidenschaft zu inspirieren, Bücher zu lesen, um die Welt zu zeigen. Weil die bibliothekarische Aktion befruchtet: sie befruchtet sowohl den, der gibt, als auch den, der empfängt. Die Bibliothek ist kein Käfig: sie ist ein Raum, in dem die soziale Funktion in einer Gemeinschaftswandlung neu erfunden wird“.
Am Ende seiner Präsentation sagte er:
„Wir können in eine Bibliothek gehen, um Tausend Karrieren zu lernen unabhängig von Noten, mit emanzipiertem Verlangen und mit der Gewissheit, dass die Lektion unabhängig  vom finanziellen Nutzen freudvoll und solidarisch ist.
Deshalb müssen wir auch eigene Schriften erstellen. Und aus höherem Grund müssen wir uns der Herkunft zuwenden, die uns am Leben erhalten hat: das unsichtbare und geächtete Wissen unserer Völker; die unbestattete Erinnerung, die nicht in Büchern erscheint; die mündliche Tradition der verstummten Münder; die ungehorsamen Geschichten; die ewige Erinnerung; das verachtete Wissen; das hartnäckige Überleben der barfüßigen Schrift. Am Ende geht es nicht darum, die Vergangenheit zu retten, sondern die Zukunft wieder herzustellen“.

Lino auf dem Weg

Ich bin Lino Gálvez Blanco aus der Gemeinde El Ahijadero, im Distrikt von Bambamarca, Provinz von Hualgayoc.
Seit ungefähr 28 Jahren kenne ich die Landbibliotheken, obwohl die Arbeit nicht kontinuierlich war; ich war eine Zeitlang Bibliothekar und später habe ich wieder als Koordinator gearbeitet.
Für mich ist das Lesen Lernen, der Wert von Selbsterziehung, Information, Weiterbildung und das Kennenlernen unserer Realität, das, was wir leben, sowie das Kennenlernen von Literatur.
Bücher in der Bibliothek zu haben oder in die Bibliothek zu gehen bedeutet, sich selbst zu lieben, wertzuschätzen, sich zu bilden. Außerdem die Literatur zu schätzen und mit den Büchern zusammen zu sein.
Derzeit wird das Lesen vernachlässigt, sowohl von den Erwachsenen, als auch von der Jugend. Das Fernsehen und das Handy hat sie ergriffen, dies nimmt Zeit. Für die Schüler in den Schulen und höheren Schulen gibt es Bücher, aber die kulturelle, erlebbare oder kommunale Literatur ist eine andere Sache. Was die Aufgabenbücher angeht, bedeutet es nur, die Bücher des Staates zu erfassen und mit diesen ein Thema zu lösen. Aber die Erfahrung mit der Anden-Literatur ist eine andere Sache.
Die Herausforderung wäre, in Gemeinden und auch Bildungseinrichtungen zu gehen, mit der Jugend in Kontakt zu treten, damit sie von unserer Realität lesen, ihnen das in erster Linie zugänglich machen, was über die Anden-Natürlichkeit, unsere Bräuche, unsere Gemeinden geschrieben wurde.

Ein angenehmer Besuch



Maurizio ist ein vier-jähriger Junge, der uns vor einigen Wochen besuchte, um die Räumlichkeiten unseres Netzes kennenzulernen.
Als Teil der Hausaufgaben, die sie bereits in diesem frühen Alter machen sollen, mussten sie eine Bibliothek besuchen, um zu sehen, wie die Bücher organisiert sind; aus diesem Grund setzte sich seine Familie mit uns in Verbindung und am selben Nachmittag wurde Maurizio in unseren Räumen empfangen.
Seine Anwesenheit ermutigte uns sehr, nicht nur, weil es sich um ein Kind handelt, dass daran interessiert ist, mehr über die Welt der Bücher zu erfahren, sondern durch sein Interesse, zu lernen, wie die Bücher vorbereitet werden, die von unserem Tauschzentrum bis in die Gemeinden gelangen.
Ermutigt durch unsere Kollegin Nathalia überprüfte Maurizio die Geschichten und platzierte sogar Briefmarken auf einigen Exemplaren. Schön, Maurizio, Freiwilliger!
Dieser angenehme Besuch ermutigt uns auch, die Hoffnung zu bewahren: in unserem Land können wir alle die Dinge zum Besseren wenden, wenn wir die Kleinen ermutigen, so früh wie möglich zu lesen und sich mit dem Lesen vertraut zu machen.

Workshop in Masintranca



Im August besuchten wir erneut die Schule Cristo Rey in Masintranca in der Provinz Chota, wo unser Kollege  Alfredo ein Gespräch und einen Workshop mit dem Thema Erziehung und Lesen den Studierenden und Lehrenden der Einrichtung anbot.
Es gab die Gelegenheit, das Lesen als ein Werkzeug zu betrachten, das die Entwicklung des Gehirns, die Kreativität und das divergente Denken anregt, aber auch die Bedeutung der ständigen Praxis des Lesens, um Wohlbefinden, Freude und Begegnungen mit anderen Ideen, Personen und Universen zu erlangen.
Wir ermutigten die Schüler, weiterhin Bücher zu lesen: an verschiedenen Orten zu lesen, alleine zu lesen, als Familie zu lesen, ihren Großeltern und Geschwistern vorzulesen.
Immer zu lesen, um die Welt und ihre Realität zu verstehen.

Nachrichten für das Leben der Anden

Aus der westlichen Welt und den vielen von diesem System kolonialisierten Regionen kommen Stimmen, die von „geopferten Territorien“ sprechen oder von Räumen, die in Mülldeponien umgewandelt wurden, Orte, die von Urvölkern bewohnt werden – die aus den Vierteln und mächtigen Sektoren entfernt wurden und die einen historischen Mangel an Schutz durch die Gesetze und den Staat erleben – und die Opfer der Vergiftung von Wasser, Erde, Ackerbau und der Atmosphäre sind. Nachrichten, beladen mit städtischem Ruß, Ansammlung von Müll, ausgestorbenen Arten, gefällten Bäumen, verdorbenen  Früchten und Lebensmitteln durch sauren Regen, Ölverschmutzung, Begasung mit Glyphosat, Schädlingen, Dürre; durch die Unbewusstheit und Gier der Mächtigen, durch die Apathie und Blindheit der Menschen...
Uns ist klar, dass der Westen die Andenwelt in vielerlei Hinsicht erreicht: Bergbauunternehmen und viele andere, die das Wasser verschmutzen, töten das Leben und die Kraft der Erde und ihrer Bewohner. Auch durch die Verbreitung (durch das Bildungssystem, Massenmedien, soziale Netzwerke u.a.) eines Lebenswandels aus modernisierendem Wirrwarr: Raubtier der Erde, Ausbeuter und Träger der historischen Ausrottung der Verbindung mit der Natur.
Glücklicherweise hat die Andenwelt noch viele planetarische Lehren zu geben:
Auf dem cajamarquinischen Land bestehen Konstruktionen, die im Einklang mit der Natur sind durch die Verwendung von für die Region typischen Materialien in Übereinstimmung mit den Umwelt- und Klimabedingungen.
Viele unserer Züchtergemeinschaften der Anden treten nicht in den verheerenden Kreislauf des Konsums ein: kaufen, verwenden, wegwerfen.
Sie benutzen keine Plastikflaschen, da sie ihre Satteltaschen, pullos, quipes und guayacas nutzen. Auf ihren Feldern kultivieren und vereinen sie die Pflanzen, die die tägliche Nahrung auf ihren Tischen sind. So überleben die Ollucos, die Gänse, die Süßkartoffel, der Mais, die Kartoffel, Gerste Quinoa, Kiwicha, Bohnen unter vielen anderen Anden-Lebensmitteln.
Sie sorgen für ihre Tiere.
Sie hüten und verehren ihre Wasserstellen.
Sie achten und lesen ihre heiligen Berge.
Die südamerikanischen Anden wissen um das Leben und die Freude, die die landwirtschaftliche Welt besitzt, einfach und kraftvoll, fähig zu sagen und anzukündigen, dass es viele Wege zu gehen und zurückzugehen gibt; dass die Solidarität immer mehr gibt, dass Zusammensein besser ist als der Individualität zu huldigen, dass die Voraussetzung ist, auf unsere Erde zu achten, in Gemeinschaft und Verbindung mit allen Wesen zu leben, die alle Welten bewohnen.
Nathalia Quintero