6. September 2016

Wege in Cajabamba



Diesen August besuchten wir mit unseren englischen Freunden der Sarah’s Rural Library Fund einige unserer Bibliotheken in den Provinzen von Cajamarca, San Marcos und Cajabamba.
Wir waren bei José Isabel Ayay Valdez in der Quechua-Zone von Chilimpampa, der Lebensmut, Wissen und Humor vereint.
Später waren wir bei Pascual Sánchez de Chuco, langjähriger Koordinator unserer Landbibliotheken in seiner Zone. Er erzählte uns, wie seine Liebe zum Lesen von seinem Vater angeregt wurde und wie viele lange Nächte vergingen mit seiner Petroleumlampe beim Lesen geliehener Bücher. Er beklagte die Ironie, dass, gerade als das Lesen mit dem Erscheinen der Elektrizität leichter geworden ist, das Buch für den Fernseher liegen gelassen wird. Aus diesem Grund, erklärte er, ist die Arbeit der Landbibliotheken heute so wichtig wie nie: um unser Glück fortzusetzen und die Fähigkeit am Leben zu erhalten, in neue Welten zu reisen, immer wenn wir ein Buch öffnen.
Danach besuchten wir die Gemeinde Pingo in Cajabamba, welche eine Landbibliothek in ihrer Grundschule beherbergt. Die Kinder mit ihren Eltern und LehrerInnen teilten mit uns erleuchtende Theatervorführungen aus den Erzählungen, die in ihrer Gemeinde von den Alten erzählt werden und aufgeschrieben wurden. Später hatten wir die Ehre, an einer gemeinschaftlichen Arbeit, dem Dreschen, teilzunehmen, die traditionelle Kunst, um die Streu von den Getreidekörnern zu trennen, dazu wurde Chicha (eine Art Maismost) serviert.
Die Reise endete noch nicht: wir nächtigten im Hause unseres Kollegen Jacinto Aguilar Neyra und lauschten bei Mondlicht seinen Erzählungen über sein Leben als Koordinator der Landbibliotheken während der blutigen Jahre, als das Land von der Gewalt des internen Krieges erschüttert wurde. Die Großherzigkeit der Bücher und der Mut der Bescheidenen machten ein Weitergehen möglich.
Und wir waren in der Gemeinde von Corralpampa, dessen Bibliothek sich ebenfalls in der Grundschule befindet. Wir nahmen an einem außergewöhnlichen Teilen von Geschichten teil, wo die Kinder sich um uns versammelten, um weiterzugeben, was ihre Ältesten an sie weitergegeben hatten. Die Magie der mündlichen Andinen-Tradition, die Weitergabe des alten Wissens von Generation zu Generation machte sich für alle bemerkbar, als wir die Wörter unserer Vorfahren sahen und hörten, wiedergeboren in den Mündern der Kinder.

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